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Das Corona Bilderbuch
von Dora Pi
Es sind diese Momente, nach denen nichts ist wie es einmal war.
Es fing alles so harmlos an. Ich erinnere mich…Anfang 2020. Einige unscheinbarere Schlagzeilen über ein Virus in China. Danach folgten immer mehr Nachrichten… und dann ging´s ganz schnell…eine Ansage im Fernseher von unserer Kanzlerin und die Welt steht still…. und mein Herz auch.

 

Am nächsten Morgen dachte ich voller Hoffnung – Okay, das wird bestimmt bald wieder, obwohl, es fühlte sich alles irgendwie komisch an – Ganz schnell wurde uns allen klar, das es ernst wird. Meine Gedanken kreisen und ein bisschen Angst machte sich breit. Ja, Angst vor dem unsichtbaren Virus von dem die ganze Welt redet.
Und dann war es plötzlich STILL
Es ist Lockdown, wir sitzen alle fest und trauen unsere Augen und Ohren nicht. Alles steht still. Nichts geht mehr. So etwas habe ich noch nie erlebt. Man schaut nach Italien wo gerade Bilder an Corona sterbenden Menschen gezeigt werden… ich bin schockiert, ich bin sprachlos, ich versuche nicht in Panik zu geraten, aber ich gebe zu, ich habe ein bisschen Angst. Weil die Zeit so ungewiss ist, weil man fast gar nichts über Corona Virus weiß.
In den kommenden Tagen schaute ich aus dem Fenster auf meine Stadt… auf Winterberg… immer wieder kommen die Gedanken – du darfst jetzt nicht nur hier sitzen und warten, du musst jetzt raus, du musst es dir ansehen, mit deinen eigenen Augen. Du musst es festhalten. Für dich. Für alle. Für Später.
Und dann geschieht alles ganz schnell. Ich packte die Kamera, meine Jacke, zog mir die Maske übers Gesicht und ging raus. In die Stadt.
Ich kann mich noch genau erinnern, es war ein sonniger Samstag irgendwann im April 2020, es war Mittag, ich stand in Winterberg auf dem Markplatz und es war alles leer…so LEER das mir die Tränen über Gesicht liefen. Ich war wie gelähmt. Erst jetzt würde mir richtig bewusst, WO wir uns gerade befinden. Ich fing an zu fotografierten was ich sah.. Die leere Strassen waren so unfassbar leer, das ich ein Echo meiner Schritte hörte. Ich drehte mich um, ich schaute mich um und begriff ALLES und NICHTS…Keine Menschenseele, kein Geschäft offen, keine spielenden Kinder. Nur der Rot-weisse Absperrband um unseren Markplatz flatterte im Wind und glänzte in der Sonne. Es war wie im Film, wie eine Apocalypse doch es war real.
In dieser Zeit traf ich die Entscheidung, so gut es geht, die Corona-Zeit fotografisch zu begleiten. Erstmal ganz ohne Plan, aber es war so wichtig, es fühlte sich so richtig und wichtig an, es zu tun.

 

Am nächsten Tag ging ich nochmals durch die Stadt, dieses Mal nahm ich mir die Zeit vor jeder verschlossenen Tür stehen zu bleiben, um die dort aufgehängten Zettel zu lesen. Nach ein paar Türen musste ich weinen… Die leeren Strassen, die Stille und so manchen Zettel waren so emotional. Auch heute, ein Jahr danach, wenn ich an diesen Tag denke werde ich sehr emotional.

 

Die nächsten Tage waren für mich wie für alle anderen Menschen nur mit Corona Informationen und Nachrichten überschüttet. Es war auch die Zeit, wo ich die Entscheidung getroffen habe, mich fotografisch nicht nur auf Winterberg zu begrenzen, sondern weiter zu fahren und auch in anderen Städten um die Corona-Zeit zu dokumentieren. So plante ich für die nächsten Wochen, wo ich mit Auto und Kamera anreisen kann, so dass ich es mit meiner Arbeit vereinbaren konnte. Meistens war es am Wochenende, dann fuhr ich nach Köln, Frankfurt, Dortmund aber auch in die kleineren Städte wie Marburg, Willingen usw. und fotografierte die veränderte Welt.
Dabei begegnete ich völlig verängstigten Menschen mit Masken im Gesicht, schnell vorbei gehend, laute Corona-Gegner-Demos ohne Masken und Abstand und bekam Impfgegner vors Gesicht. Ich erlebte einigen Polizei Einsätze in den Städten ganz nah und sah die ganz vielen Menschen, die mit aller Kraft versuchten, ihr alte Leben wieder leben zu können.

 

Mit der Zeit wuchs das Ganze zu einem Projekt, dem ich ein Titel – Das Corona Tagebuch – gab und später in – DAS CORONA BILDERBUCH – umbenannte. Weil es aber immer mehr Bilder folgten, teilte ich es in drei Unterprojekte, die die ganze Situation etwas chronologisch und thematisch unterteilten. So sind  – DIE WELT STEHT STILL – , – PROTEST Begegnungen – und – DAS LEBEN IN CORONA ZEITEN – entstanden.

 

Mittlerweile haben wir April 2021. Die Regierung kämpft mit Impfungen und deren Regulierung, die manchen Menschen haben wollen und andere wiederum nicht. Die Welt steht nicht mehr still, aber die Welt ist nicht mehr wie sie einmal war. Das kleine Virus hat uns gezeigt wie schnell sich das Leben wenden und ändern kann. Wie schnell das, was wir alle für selbstverständlich im Leben halten, zu etwas unerreichbaren oder Besondern werden kann.
April 2021 / Dora Pi – Spuren des Lebens
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Die Welt steht still
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PROTEST Begegnungen – Kassel Mai 2020
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PROTEST Begegnungen – Kassel April 2021
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Leben in Corona Zeiten – 2020
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Wenn Kinderlachen verstummt, verstummt die ganze Welt
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